Was passiert in Hollywood, wenn ein Film mit einer neuen Idee die Kassen klingeln lässt, fast das sechsfache seines Budgets wieder reinspielt, Kritiker und Publikum gleichermaßen begeistert zurücklässt und auch noch Auszeichnungen wie den Saturn Award als bester Horrorfilm des Jahres gewinnt? Richtig, eine Fortsetzung, denn es wäre ja töricht, einen möglichen Selbstläufer links liegen zu lassen. All das trifft auf Final Destination aus dem Jahr 2000 zu. Das damals noch unbekannte Konzept mit dem nicht greifbaren Killer, dem Tod selbst,brachte frischen Wind ins kommerzielle Teenie-Slasher Genre. So dauerte es knapp 3 Jahre, ehe im Januar 2003 Final Destination 2 seine Weltpremiere feierte. Das Motto lautete: Man wärme die Erfolgsformel des Originals auf, erweitere sie mit alternativen Erklärungen und geschlagenen Eselsbrücken zum Erstlingund peppe sie mit noch zahlreicheren, fantasievolleren, ausgeklügelteren und blutigeren Todesfällen auf. Fertig ist der Kinohit?Nicht ganz, denn Final Destination 2 spielte ca.25 Millionen Dollar weniger in die weltweiten Kinokassen, was aber immer noch genug war, um drei weitere Episoden zu rechtfertigen. Außerdem konnte er sich vom Unterhaltungswertzumindest meines Erachtens im oberen Drittel des Franchises platzieren, auch wenn der ein oder andere Effekt in die Hose ging und so manche Querverbindung zwischen den Teilen sich etwas weit hergeholt anhört.
James Wong (Regiesseur, Drehbuchautor) und Glen Morgan (Drehbuchautor) standen auf Grund Terminkonflikten mit anderen Projekten dem knapp 26 Millionen Dollar teurenFinal Destination 2 nicht zur Verfügung. Um die Ausfälle gleichwertig zu kompensieren, installierte New Line Cinema Stunt Koordinator David R. Ellis als Regiesseur und Eric Bress und J. Mackye Gruber als Co-Autoren neben dem Chef Drehbuchverfasser Jeffrey Reddick. Wie der erste und der nachfolgende dritte Teil wurde Final Destination 2 auf der Insel Vancouver-Island gedreht, während das Ausgangsunglück, der schwerwiegende Unfall auf dem Highway, auf der Massenkarambolage von Ringgold, Georgia vom 14.03.2002 basiert, bei welcher125 Autos beteiligt waren. Als die junge, attraktive Kimberly Corman (A. J. Cook)mit 3 Freunden in ihrem PKW auf die Autobahn einbiegen will, hat Sie eine traumatische Vision: Sie sieht voraus, dass ein schweres Unglück passieren wird, bei welchem Sie mit Ihrer Besatzung und anderen Unfallopfern grauenvoll zu Tode kommen wird. Nachdem sie von ihrem Tagtraum aufwacht, reagiert sie geistesgegenwärtig und stoppt das Auto auf dem Zubringer, was wilde Proteste der anderen Verkehrsteilnehmer zur Folge hat und ihr und den nachfolgenden Personen das Leben rettet, den die Autobahn verwandelt sich vor ihren Augen tatsächlich in ein Schlachtfeld. Als kurze Zeit nach dem Vorfall die Überlebenden einer nach dem anderen auf mysteriöse Weise umkommen, wird sie gemeinsam mit dem Streifenpolizisten Thomas Burke (Michael Landes) hellhörig. Bei ihren Ermittlungen stoßen sie auf Clear Rivers (Ali Larter) die vor einem Jahr beim Flug 180 ähnliches mitgemacht hat. Mit ihr zusammen versuchen die beiden das anscheinend unausweichliche Todesschicksalzu stoppen...
Was wäre ein Final Destination Film nur ohne seine anfängliche Katastrophe, welche für mich der unbestrittene Höhepunkt eines jeden Teils darstellt? Dem blutigen Straßenmassaker von Final Destination 2 gelingt es jedenfalls, den zweifelsfrei nicht uninteressanten Flugzeugabsturz des Originals in den Schatten zu stellen. Schon in Kimberlys Vorsehung entwickelt das Geschehen eine ungemeine Intensität und Dramatik, während das nachfolgende reale Unglück durch den berühmt berüchtigen Schlag in die Magengegendden sprichwörtlichen Rest gibt. Dabei wird geschickt mit den potenziellen Auslösern eines alltäglichen Verkehrsunfalls gespielt: Eine unachtsam aus dem Auto geschnippte Zigarette, die den nachfolgenden Wagen in Brand steckt. Eine unzureichend gesicherte Ladung an transportierten Baumstämmen, die zu tödlichen Geschossen mutieren. Eine weiträumige Öllache, die für einen Motorradfahrer zur verhängnisvollen Rutschpartie wird. Beim Verenden der Opfer kennt die Kamera keine Gnade: Verbrennende Körper, abgetrennte Gliedmaßen und zermatschte Köpfe sorgen bei der temporeichen, effektvollen Inszenierung für einen angehobenen Härtegrad, der die Grenzen der FSK 16 und des kommerziellen Teenie-Slasher Kino Bereichs partitiell austestet, aber nicht überstrapaziert. Was die Qualität der insgesamt durchwachsenenCGI Effekte angeht, werden schon im Opener eine der offensichtlichen Schwächen von Final Destination 2 mehr als deutlich: Brand- und Feuer Einstellungen wirken streckenweise unecht und versuchen gar nicht erst, ihre Herkunft aus dem Rechenknecht zu vertuschen. Auch spätere misslungene Splattersequenzen im Film, wie beispielsweise ein von einem fliegenden Stacheldrahtzaun dreigeteilter Mann, der wie ein Kartenhaus dilettantisch auseinander fällt, deuten darauf hin, dass die 26 Millionen Dollar Budget wohl nicht genug waren, um tricktechnischkomplett überzeugen zu können.
Dafür punktet Final Destination 2 in der Organisation, in der Konsequenz,in der Vielfältigkeit und in der Raffinesse der weiteren Unfälle und Überlebenskämpfe, die neben blutigen Tatsachen auf Spannung und einen mitreißenden Aufbau ausgelegt sind. Immer wenn der Zuschauer denkt, jetzt geht es dem bedauenswerten Leidtragendenan den Kragen, kann diesergerade nochden Kopf aus der Schlinge ziehen und wenn das Publikumdann darauf spekuliert, die Gefahr sei vorbei, schlägt das Schicksal schonungslos und konsequent zu. Ein frischgebackener Lottogewinner überlebt zum Beispiel einen Brand mit Explosion in der eigenen Wohnung und kann sich über den Balkon und die dortige Sprossenwandretten, nur damit ihm am Schluss auf dem Boden liegend doch noch die Augen von der heruntersausenden Leiter durchbohrt werden. Für die nötige Atmosphäre und eine gewissemystische Aura sorgen die Anspielungen, die Zufälle, die Symbolikenund die versteckten Hinweise, welche auf ein mögliches Unglück hindeuten und den Streifen auch mit unterschwelligem, schwarzen Humor erweitern, was Final Destination 2 alles andere als schlecht zu Gesicht steht, Highway to Hell von AC / DC im Vorfeld des Highwayunglücks oder ein Mann mit Haken als Unheilsbringer lassen grüßen.
Natürlich spielen die neuen Ereignisse, wie sollte es auch anders sein, genau ein Jahr nach dem Flugzeugabsturz von Teil 1, während die Drehbuchautoren die Handlungsstränge der beiden Filme zusammenfließen lassen, was Fluch und Segen zu gleich bedeutet. Die Integration von Clear Rivers (Ali Larter) als Schlüsselrolle in den aktuellen Plot ist Mittel zum Zweck und stellt für den Spannungsbogen einen nicht zu unterschätzendenMehrwert dar. Anders verhält es sich mit den erzwungen wirkenden Schicksalskreuzungen sämtlicher Opfer von Final Destination 1 und 2. Wenn einer nach dem anderen plötzlich aus dem Nähkästchen plaudert, wann er dem Tod schonmal von der Schippe gesprungen ist und alles wie ein verwobenes Spinnennetznatürlich rein zufällig miteinander zusammenhängt, bleiben Nachvollziehbarkeit, Glaubwürdigkeit und die Vorstellungskraftauf der Strecke, was aber bei einem kommerziellen Horror bzw. Slasherfilm kein Beinbruch ist, da das Hauptaugenmerk eh auf den Unterhaltungsfaktor gelegt wird. Da ist es dann auch nicht weiter schlimm,dass alle Darsteller außer Tony Todd und Ali Larter eher unbekannt sind, diejedochallesamt ordentliche bis solide Leistungen abliefern und so zur enormen Kurzweiligkeit von Final Destination 2 beitragen.
Fazit: Wer den ersten Teil mochte, wird mit Final Destination 2wahrscheinlich auch seine helle Freude haben. Die bewährte Idee wird übernommen und konsequent fortgeführt, so dass Steigerungen in fast allen wichtigen Bereichen zu vermelden sind und Schwächen wie Plausibilitätsdefizite oder die nicht immer geglückten CGI-Effekte den überdurchschnittlich hohen Unterhaltungswert nur unwesentlich schmälern. MovieStar Wertung 8 von 10 Punkte.
8/10